Im Mai war ich mit dem Zug unterwegs.
Als ich den Bahnhof betrat,
spürte ich das hektische Treiben -
ein Gewirr aus Geräuschen,
Kofferrollen über die Fliesen, Stimmen.
Auf dem Weg zum Bahnsteig
stießen eilige Menschen an mich.
Ich sah bunte Schilder, die mir sagten: Kaufe Brötchen,
Schmuck, Schuhe und Zeitschriften.
Eigenartige Gerüche krochen in meine Nase
und ich las, dass ich 1.- zahlen sollte,
wenn ich mal muss.
Auf dem Bahnsteig angekommen,
war es etwas ruhiger.
Der kühle Luftzug an meinem Nacken tat gut,
und ich konnte den schweren Rucksack
auf einer Bank neben mir abstellen.
Ein paar Tauben tapsten um mich herum,
eine große Familie ließ ihre Kinder umherhüpfen.
Ich war erstaunt, dass sie alle lustig waren und
sich nicht sorgten, eines der kleinen Stöpsel könnte
womöglich auf die Gleise purzeln.
Als der Bahnsteig sich füllte,
sah ich viele Menschen mit gesenkten Köpfen.
Sie tauchten ab in eine andere Welt,
eine bunte virtuelle Welt auf ihren Smartphones,
und auch ich fühlte auch diese Verlockung.
So viele Eindrücke in wenigen Minuten -
und es geht natürlich noch viel schneller in den sozialen Medien.
Clips haben immer kürzere Sequenzen,
und ich staune, wie viel Zeit darauf verwendet wird,
alles so kurz zu machen,
damit man schnell viel sehen kann.
Lustig...
Ich habe meinen guten Freund Chatty gefragt,
wie viele Eindrücke ungefähr in 5 Minuten auf uns einprasseln.
Seine Antwort: 600 - 700.
Und Chatty hinkt noch ein bisschen hinterher -
er ist ja auf dem Stand von 2021.
Es mögen inzwischen noch ein paar dazu gekommen sein.
Wenn so viel von außen auf uns einströmt,
dann ist es doch kein Wunder,
dass wir uns selbst nicht spüren können.
Dass es furchtbar schwierig wird,
unserer inneren Stimme zu folgen,
wenn es draußen so laut ist.
Außerdem ist es so wahnsinnig einfach.
Handy raus, Kopf runter, und schon geht's los.
Der fünfte Schritt des Yogapfads lädt uns ein,
die Sinne zurückzuziehen.
Wie stellen wir uns das vor?
Ohrenstöpsel, Augenklappe, Nasenklammer?
Warum nicht - wäre einen Versuch wert.
Aber es würde womöglich etwas eigenartig aussehen,
wenn diese Utensilien zu unseren ständigen Begleitern würden.
Also, wie können wir in unserem Alltag
und auf der Matte üben,
wenn es um Pratyahara geht?
Pratayahar - dem Zurückziehen der Sinne.
Auf der Matte ist es natürlich deutlich leichter.
- Wir schließen die Augen.
- Horchen, was wir jetzt hören.
- Riechen, was wir jetzt riechen können.
- Fühlen auf unserer Haut, was wir jetzt fühlen können.
In unserer Asanapraxis sind
erdende und Stabilität-schenkende Haltung sehr wertvoll.
Durch diese Achtsamkeit und
die bewusste Wahrnehmung unserer Sinne
können wir uns mit uns selbst verbinden und
äußere Reize nach und nach unwichtiger werden lassen.
Wir lassen uns nicht mitziehen,
sondern entscheiden uns bewusst,
etwas zu beobachten und
den äußeren Einflüssen somit die Macht zu entziehen.
Wir entscheiden, und nicht das Umfeld entscheidet,
wohin unsere Aufmerksamkeit geht.
Wie kriegen wir das nun im Alltag hin?
Wenn wir dies auf der Matte immer wieder üben,
können wir diese Achtsamkeit in unseren Alltag übertragen.
Wir merken, dass etwas uns mit sich ziehen will,
z.B. unser Smartphone -
es möchte uns von uns ablenken und
unsere Aufmerksamkeit in eine andere Richtung lenken.
Das macht ja so viel Spaß -
nur vielleicht nicht immer.
Wir horchen,
was es in diesem Moment zu hören gibt,
und entscheiden, ob wir uns darauf einlassen wollen.
Wir setzen unsere Sinne bewusst ein und
lassen uns nicht einnehmen.
Das erhöht enorm unsere Konzentration.
Es fällt uns leichter einen Fokus zu setzen.
Wir werden gelassener und lassen uns nicht treiben.
Der Moment, das Jetzt gewinnt an Bedeutung und
wir leben deutlich intensiver.
Du entscheidest, wann du dich auf was einlässt.
Und wohlmöglich erkennen wir,
dass unser Sein viel spannender ist,
als das neueste TikTok-Video.
Ätherische Öle
heute gibt es eine große Auswahl:
Balance - diese Mischung schenkt uns Stabilität,
möchte uns Wurzeln verleihen -
lädt somit zu einem ruhigen Beobachten ein -
als ob die Bäume uns sagen möchten,
"Bleib kurz stehen,
halt inne,
schau mal was um dich herum los ist und
entscheide, dann welchen Impulsen du folgst."
Unter die Füße geben
Frankincense - schafft Wege zu unserem Inneren,
möchte unsere Aufmerksam nach innen ziehen und
sie nicht wild im Außen herum schwirren lassen.
Aus den Händen inhalieren oder im Diffuser
Teatree ermuntert dich Grenzen zu ziehen -
eine Art Schutzmantel um dich herum aufzubauen -
all das was nicht zu dir dringen soll,
darf abprallen und du musst nicht mitgehen.
Probiere doch einmal aus einen Tropfen auf Deinen Scheitel zu geben.
Wunderbar!
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